Mein Leben ohne Laktose

Seit ungefähr 3 Jahren begleitet mich das Thema „Laktoseintoleranz“ nun schon Tag für Tag. Mit diesem Beitrag möchte ich euch Mut machen. Euch Ängste oder Ungewissheiten nehmen. Und Tipps geben, wie man am besten mit dem Thema umgehen kann.

Wie ich gemerkt habe, keine Laktose mehr zu vertragen:

Also das war ein sehr langer und harter Weg. Ich hatte ständig Magenkrämpfe und unfassbares Sodbrennen, sodass mir sogar das Atmen schwer fiel. Nach jedem Essen fühlte ich mich, als hätte ich ein ganzes Nielpferd gegessen. Oft musste ich aus der Arbeit nach Hause gehen, weil mich nach den Mittagspausen so eine starke Übelkeit überfiel, dass ich dachte, ich kann nicht mehr aus den Augen schauen.

Also ging ich irgendwann von Arzt zu Arzt- überall wurde ich nur als `Psychisch labil` betitelt. Ich lies eine Magenspiegelung über mich ergehen, Blutwerte testen und und und. Mir wurden Tabletten verschrieben, die die Magensäure reduzieren sollten. Und Darmaufbaukuren. Geholfen hat mir allerdings niemand.

Meine Rettung? Das war ein Osteopathe, zu dem ich dann in meiner letzten Hoffnung ging. Da war allerdings schon ca.1 Jahr mit den Beschwerden vergangen, die mittlerweile meinen Alltag geprägt hatten. Ich ging kaum noch außer Haus und ernährte mich überwiegend nur noch von Äpfeln und Suppen, weil ich wusste, danach ging es mir gut.

Von diesem Osteopathen habe ich dann den rettenden Tipp bekommen, mich auf verschiedenste Intoleranzen testen zu lassen. Also machte ich einen Termin bei einem Gastroenterologen aus (Achtung: Wartezeiten ungefähr 3 Monate!!).

Dieser schaute mich ungläubig nach dem H²O- Atemtest an und fragte mich, ob ich denn nicht selbst gemerkt habe, dass ich keine Laktose vertrage. Fast musste ich lachen, aber nur fast. Ich wurde beraten, wie ich mit dem Thema Laktoseunverträglichkeit am besten umgehen kann. Und dass ich am besten ganz viel dazu im Internet sowie in Büchern lesen sollte.

Die erste Zeit mit der Unverträglichkeit:

Also ging ich mit der Information heim, wie mit einem kleinen Kind. Was wusste ich darüber? Eigentlich nichts. Klar- ich wusste, Laktose war in den üblichen Milchprodukten wie Milch, Joghurt, Eis.

Und jetzt? Einerseits war ich tierisch froh, dass ich endlich wusste, warum es mir dauernd schlecht ging. Andererseits war ich überfordert.

Für die nächsten Einkäufe nahm ich mir viel, viel, viel Zeit. Ich glaub, ich brauchte 3 mal länger als normalerweise.

Ganz wichtig- bei JEDEM Lebensmittel die Inhaltsstoffe lesen. Mittlerweile haben wir ja das Glück, dass Allergene in dicker Schrift angegeben werden müssen.

Anfangs war ich so unsicher, dass ich eigentlich immer die gleichen Lebensmittel kaufte, bei denen ich auch sicher wusste, sie enthalten keine Laktose. Es braucht nämlich echt viel Zeit, sich mit jedem einzelnen Lebensmittel, das man kaufen möchte, auseinander zu setzen. Und es frustriert ungemein, 2/3 davon wieder ins Regal zurück zu legen.

Also nehmt euch viel Zeit, setzt euch vorher mit dem Thema auseinander und vorallem- verzweifelt nicht. Selbst ich schau nach 3 Jahren immer noch auf die Inhaltsstoffe und stopfe Lebensmittel nicht wahllos in den Einkaufswagen. Und trotzdem findet man mit der Zeit wesentlich einfacher heraus, was man verträgt und was nicht.

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Worauf muss ich ganz besonders achten?

Zuerst einmal sollte ich erwähnen, die Ausprägung der Intoleranz ist nicht bei allen Menschen gleich.

Ich habe zwar eine sehr starke Laktoseintoleranz, merke aber nichts, wenn auf der Packung steht „Kann Spuren von Milchprodukten enthalten“. Diese Angabe steht nur für die RICHTIG starken Allergiker drauf. Die Produkte enthalten keinerlei Laktose, werden aber in Fabriken hergestellt, in denen mit Laktose gearbeitet wird. Bei diesen Produkten darf man ungehemmt zugreifen!

Auch die Bezeichnung „Milchsäure“ in den Inhaltsstoffen ist unbedenklich. Dieses Wort hat nur den Namen „Milch“ mit der Milch gemeinsam. Ansonsten hat die Milchsäure nichts mit der Milch zu tun, lasst euch also nicht davon abschrecken.

Was ich Anfangs nicht wusste- Laktose ist echt überall versteckt. Beispielsweise auch in Chips, Keksen, verschiedensten Feta-Käsesorten, in komplett ALLEN Fertigprodukten, und und und. Hier könnte ich echt eine Vielzahl an Lebensmitteln aufzählen. Ich habe die Erfahrung gemacht- es lohnt sich wirklich, immer die Packungsrückseite zu lesen. Oft steckt Laktose in Dingen, da schüttelt man nur den Kopf. In Produkten, in denen man Laktose echt nicht erkennt.

Auch mit Gebäck und Brot beim Bäcker muss man aufpassen. Gebäck umgehe ich grundsätzlich. So schwer es mir fällt. Darauf geht es mir zum Beispiel richtig schlecht. Bei Brot und Semmeln frage ich sicherheitshalber immer nach. Die Bäcker und auch die Metzger sind verpflichtet, einen Ordner mit den verschiedenen Allergenen zu führen. Schämt euch nicht und fragt nach. Egal wie lange die Schlange hinter euch ist. Bisher wurde mir immer Freundlichkeit und Verständnis entgegengebracht.

Wie ist Laktose in den Lebensmitteln gekennzeichnet?

Wenn auf Lebensmitteln steht:

  • Milchzucker
  • Laktose / Lactose
  • Milch / Magermilch / Vollmich / Sauermilch
  • Magermilchpulver / Milchpulver / Vollmilchpulver
  • Rahm
  • Butter
  • Sahne
  • Joghurt
  • Molke / Molkenerzeugnisse / Molkenpulver
  • Sauermolke / Sauermolkenpulver

…dann lasst diese Lebensmittel liegen. Auch wenn ihr denkt- ach, so ein bisschen Molkenpulver in den Chips wird schon nicht schaden… Ich habe die Erfahrung gemacht, danach geht es einem tausendmal schlechter, als wenn ich einfach mal zwei Stückchen Schokolade esse. Laktose wird oft als Bindemittel in Lebensmitteln verwendet- und davon nicht wenig. Also merkt euch- diese „versteckte“ Laktose in Lebensmitteln, in denen man keine Laktose vermutet- die sind richtig fies.

Schokolade in kleinen Mengen geht zum Beispiel dagegen hin und wieder schon mal. Aber das muss man einfach selbst ausprobieren, wie der Körper darauf reagiert.

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Was kann ich denn dann überhaupt noch essen?

Ziemlich viel. Und vor allem auch- wesentlich gesünder als bisher.

Ich musste meine Ernährung komplett umstellen. Und vor allem auch lernen- NEIN zu sagen. Zu Menschen, die einen Drängen wollen, jetzt doch bitte ihren Kuchen zu probieren. Oder zu Verwandtschaft, die sagt „Jetzt hab dich doch nicht so, das kleine bisschen wird dich schon nicht umbringen“. Oder auch „Nein“ zu Menschen, die sagen „Aber du hast doch deine Laktosetabletten, jetzt sei doch nicht so stur!“.

Zu erst einmal muss ich sagen- ich gehöre nicht zu den Menschen, die auf tierische Produkte verzichten. Ich liebe Fleisch, Milch und und und. Aber wenn der Körper sich gegen Laktose wehrt, dann wehrt er sich dagegen. Und ich bin der Meinung, man muss ihm dann nicht mit Ach und Krach Laktose zuführen und unzählige Laktosetabletten nehmen. Klar- wenn ich Essen gehe oder zum Kuchen essen eingeladen werde, dann greife ich auch zu den bequemen Lakto-Stoppern. Aber generell verzichte ich lieber darauf. Privat habe ich die Möglichkeit, laktosefreie Produkte einzukaufen. Und auch beim Essen gehen muss ich nicht zwingend zu Tortellini mit Käse-Sahne-Soße greifen. Es gibt also genügend Möglichkeiten, das ganze geschickt zu umgehen. Wenn es aber beim Burger an der Burgersoße scheitert, weil die Laktose beinhaltet, dann greife ich schon zu Laktose-Tabletten. Diese gibt es zum Beispiel auf http://www.lactojoy.de – Toll bei diesen Tabletten ist zum einen die Verpackung, die man so nirgendwo anders bekommt. Zum Anderen ist die Einheit von 14.500 FCC pro Tablette echt praktisch. Auf deren Internetseite gibt es Probepackungen- fordert doch einfach mal eine an und testet selbst!! Ich habe immer welche in der Tasche dabei, egal wo ich hingehe. Einfach zur Sicherheit.

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Oft wird man blöd angeschaut. Z.B. wenn alle die fettige Schwarzwälder-Kirsch-Torte essen und man dankend ablehnt. Ich wäge dann immer ab- 5 Minuten blöde blicke und dumme Sprüche oder 8 Stunden Magenkrämpfe. Ich wähle dann lieber die 5 Minuten.

Mittlerweile, nach 3 Jahren, werde ich von meinem engen Umfeld nicht mehr blöd angeschaut. Es wird respektiert und Laktosefrei für mich mitgekocht, wenn ich wo eingeladen werde. Und ich selbst koche wesentlich gesünder. Mit frischen Lebensmitteln. Wähle oft Produkte, zu denen ich früher nie gegriffen hätte. Probiere Neues aus, verliebe mich ab und zu auch in vegane Rezepte, bin offener für neue Gerichte.

Der wichtigste Tipp, den ich euch geben kann: Setzt euch mit Interesse zu diesem Thema auseinander. Seht es nicht als „Feind“ an. Ihr könnt es eh nicht ändern. Und vor allem- steht dazu! EUCH geht es hinterher nicht gut, wenn ihr aus Gefallen das esst, was euch andere aufdrängen wollen. Wer ein „NEIN“ nicht versteht- ganz im Ernst- dann ist das doch demjenigen sein Problem. Nicht eures. Am Anfang ist es schwer. Aber es wird einfacher. Das verspreche ich euch!

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6 Gedanken zu “Mein Leben ohne Laktose

  1. Ein sehr interessanter Artikel. Ich selbst bin nicht Laktose intolerant, aber ich kann dich verstehen. Ein genervter Blick von der Seite, weil man nicht alles einfach essen kann ohne zu schauen… Aber zum Glück gewöhnen sich die Leute mit deinen man oft zusammen ist nach einer Zeit daran =)

    LG Hannah

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  2. Echt spannend, dein Bericht! Und unglaublich, dass die Ärzte bei dir eine Magenspiegelung vor Laktose-Fruktose-Test gemacht haben…. 😦
    Bei mir waren es viele verschiedene Allergien, keine Intoleranzen – noch schwieriger rauszufinden .
    Liebe Grüße,
    Ela

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    1. Ja, ich denk, viele Ärzte sind da schon „blind“ und machen halt schnell, schnell und zack ist man schon wieder draußen aus dem Sprechstunden-Zimmer. Ohweh, das kann ich mir gut vorstellen, dass es noch wesentlich komplizierter ist, selbst herauszufinden, was man nicht verträgt. Alles Liebe, Tatjana

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  3. Schöner Artikel! Ich bin Laktose- und Fruktose Intolerant, vertrage zudem auch kein Gluten und bin Insulinresistent (kann also kein Zucker verstoffwechseln). Ich vermisse die Zeit, als ich „nur“ Laktose nicht vertragen habe… denn das kann man gut umgehen, aber alles zusammen ist echt sehr schwer!

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    1. Liebe Anya, ohweh, das hört sich echt „Kompliziert“ an…du Arme 😦 Diese Unverträglichkeiten nehmen einfach immer mehr zu. Ich bin auch nicht ganz sicher, ob es bei mir nur Laktoseintoleranz ist. Wünsche dir alles Gute, Tatjana

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